Die Feierhalle

Zu den wenigen Bauwerken des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde gehört die in den Jahren 1890-1893 erbaute Feierhalle. Der Entwurf für die Kapelle mit Trauer- und Leichenhalle stammte von dem Architekten Hermann Blankenstein (1829-1910). Das Bauwerk war als Zentralbau in Kreuzform im Anklang an die Romanik errichtet. Die schlichte, von Rundbögen und -fenstern gegliederte Backsteinfassade wurde von der mächtigen Rundkuppel des Zentralbaus gekrönt.

 

Hermann Blankenstein war von 1872-1896 Stadtbaurat und Leiter der Berliner Hochbauverwaltung. Berlin verdankt ihm ein fast nicht zu überschauendes Werk an öffentlichen Bauten. Nach seinen Entwürfen errichtet wurden Schulen, Krankenhäuser (Griesinger-Krankenhaus, Urban-Krankenhaus), Heilanstalten, Markthallen (z. B. in der Ackerstraße), Feuerwachen, Straßenreinigungsdepots und der ehemalige Zentrale Vieh- und Schlachthof an der Landsberger Allee. Jedes dieser Gebäude zeigte unverkennbar die Handschrift des Architekten: die unverputzten Fassaden wurden in Ziegelstein ausgeführt und erhielten als Schmuck meist vorgefertigte Terrakotta-Ornamente.

 

Die ebenfalls in seiner Handschrift ausgeführte Feierhalle in Friedrichsfelde wurde 1945 derart stark beschädigt, dass der Wiederaufbau in den 50er Jahren nur noch in vereinfachter Form möglich war, d.h. der ehemalige Zentralbau präsentiert sich heute mit nüchterner, verputzter Fassade und ohne die Rundkuppel.

 

Ab 1978 wurde die Feierhalle durch Helmut Hennig und Johann Hassdenteufel modernisiert. Aus dieser Zeit stammt auch der Glasgemäldezyklus in den vier länglichen Rechteckfenstern und den beiden großen Rundfenstern nach einem Entwurf von Walter Wichmann und ausgeführt von Katharina Peschel.

 

Vor der Feierhalle, auf der rechten Seite der Ahornallee, liegt die Grabstätte des Astronomen Friedrich Simon Archenhold (1861-1939), Mitbegründer der seit 1946 nach ihm benannten Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow. Einige Schritte entfernt befindet sich in der Rasenfläche eine liegende Gedenktafel mit der Inschrift „1939-1945. Hier ruhen 121 deutsche Soldaten“. Auf dieser Fläche wurden seit 1939 in Berliner Lazaretten an ihren Verwundungen verstorbene Militärangehörige und in den letzten Monaten des Krieges auch Luftwaffenhelfer und „Volkssturm“-Männer beigesetzt.

Die Feierhalle um 1896 (Foto: Landesarchiv Berlin) u. der Architekt Hermann Blankenstein.


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