Inneres Rondell - Mitbegründer der KPD

In der Mitte der Gedenkstätte der Sozialisten liegen zehn Grabplatten zum Gedenken an die Mitbegründer der KPD Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Franz Mehring, an die Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid und Franz Künstler, an Ernst Thälmann und John Schehr von der KPD sowie an die SED-Funktionäre Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Walter Ulbricht.

Karl Liebknecht

13.8.1871 Leipzig-15.1.1919 Berlin

 

Der zweitälteste Sohn Wilhelm Liebknechts studierte Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Er promovierte 1897, eröffnete zwei Jahre später in Berlin eine Rechtsanwaltspraxis und wurde als politischer Anwalt bekannt. Seit 1900 SPD-Mitglied, wurde er in die Berliner Stadtverordnetenversammlung und in den Preußischen Landtag gewählt, 1912 auch in den Reichstag. Seine Schrift „Militarismus und Antimilitarismus" brachte ihm 1907 eineinhalb Jahre Festungshaft ein. Als konsequenter Antimilitarist sprach er sich 1914 in der Reichstagsfraktion vehement gegen die Bewilligung der Kriegskredite aus, fügte sich jedoch zunächst der Fraktionsdisziplin. Als es im Dezember 1914 dann um die zweite Kriegsanleihe ging, stimmte er als einziger dagegen.

Karl Liebknecht 1913 mit seiner zweiten Frau Sophie und den Kindern aus erster Ehe Wilhelm, Vera und Robert. Sophie Liebknecht emigrierte nach London und lebte seit 1934 in Moskau, wo sie 1964 starb. Sie wurde nach Berlin überführt und ist in Friedrichsfelde am Pergolenweg bestattet. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-444

Obwohl er 1915 zum Militärdienst eingezogen wurde, war er weiter als Kriegsgegner aktiv und beteiligte sich trotz Verbots politischer Betätigung an der Gruppe „Internationale" - 1916 in Spartakusgruppe umbenannt. Auf der von ihm organisierten Antikriegskundgebung in Berlin am 1. Mai 1916 wurde er verhaftet und kam erst im Oktober 1918 aus dem Zuchthaus Luckau frei. Er nahm sofort wieder die politische Arbeit auf. Zusammen mit Rosa Luxemburg führte er den Spartakusbund an, gab die „Rote Fahne" heraus und gründete zur Jahreswende 1918/19 die KPD mit. Beide, besonders Liebknecht, unterstützten im Januar 1919 den Versuch revolutionärer Kreise, den Rat der Volksbeauftragten noch vor den Wahlen zur Nationalversammlung zu stürzen, um eine Räteherrschaft zu errichten. Öffentliche Morddrohungen in Zeitungen, Flugblättern und an Litfaßsäulen gipfelten am 15. Januar 1919 in der Festnahme und schließlich der Ermordung durch Angehörige der Garde-Kavallerie-Schützendivision.

Karl Liebknecht spricht 1918 an den Gräbern von Opfern der Novemberrevolution in Berlin-Friedrichshain. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-1309/68

Rosa Luxemburg

5.3.1871 Zamosc/Polen-15.1.1919 Berlin

 

Rosa Luxemburg war das jüngste von fünf Kindern einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Schon früh schloss sie sich in Warschau der sozialistischen Bewegung an und wurde mit knapp 18 Jahren ins Exil nach Zürich, später Genf und Paris getrieben. Sie studierte Natur- und Staatswissenschaften sowie Nationalökonomie und promovierte 1897. Immer intensiv politisch aktiv, gab sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Leo Jogiches u.a. die erste sozialistische polnische Zeitung heraus, war Mitbegründerin der Sozialdemokratischen Partei Polens, nahm seit 1893 an allen Kongressen der Sozialistischen Internationale teil und schrieb für die theoretische SPD-Zeitschrift „Die Neue Zeit". Durch eine Scheinehe erwarb sie 1898 die deutsche Staatsbürgerschaft und siedelte nach Deutschland über. In der SPD vertrat sie als glänzende Rednerin und Publizistin ihre radikalen Ansichten zu Revolution, Demokratie und Internationalismus. Scharf griff sie den Revisionismus und gemäßigte Kräfte in der Partei an und verteidigte den Massenstreik als politisches Kampfmittel; Lenins Parteikonzept lehnte sie jedoch 1903 als zu zentralistisch ab.

Rosa Luxemburg und Luise Kautsky, Sommer 1909. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-750/71

Entsetzt über die SPD-Politik der Kriegsbilligung 1914 wurde sie zur treibenden Kraft der Gruppe „Internationale", des späteren Spartakusbunds. 1915/16 hatte sie eine Gefängnisstrafe zu verbüßen, 1916-18 befand sie sich in „Schutzhaft". Sie begrüßte die Oktoberrevolution in Russland, lehnte aber entschieden Diktatur und Terror ab und entwickelte ihre eigenen Vorstellungen eines demokratischen Sozialismus. Durch die Novemberrevolution frei gekommen, beteiligte sie sich sofort an den revolutionären Kämpfen und an der Gründung der KPD, deren erstes Programm sie unter Berufung auf Karl Marx und mit einer klaren Absage an Parteidiktatur und Funktionärsherrschaft verfasste. Mit ihrem Plädoyer für die Beteiligung der KPD an den Wahlen zur Nationalversammlung konnte sie sich nicht durchsetzen. Sie lieh der jungen revolutionären Bewegung ihre Stimme, auch während der Kämpfe im Januar 1919, obwohl sie deren Ausbruch für verfrüht hielt. Wie Liebknecht durch öffentliche Mordhetze gejagt, wurde sie mit ihm am 15. Januar festgenommen und von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision ermordet.

Rosa Luxemburg spricht auf einer Kundgebung in Stuttgart 1907. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-1178/68

Franz Mehring

27.2.1846 Schlawe/Pommern-29.1.1919 Berlin

 

Franz Mehring, der aus einer Offiziers- und Beamtenfamilie stammte, studierte bis 1870 klassische Philologie und arbeitete dann als Journalist und als Historiker. Durch seine radikal-demokratischen Ansichten sah er sich im Gegensatz zur Sozialdemokratie und verfasste mehrere antisozialistische Schriften. Aber als Gegner des Sozialistengesetzes revidierte er seine Meinung und trat schließlich 1891 in die SPD ein. Er entwickelte sich zu einem bedeutenden Publizisten der SPD und zu einem der wichtigsten Historiker der Arbeiterbewegung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Leitartikel von ihm erschienen sowohl in der Berliner „Volks-Zeitung" wie im theoretischen Organ der SPD „Die Neue Zeit". Als Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung" von 1902 bis 1907 prägte er diese als ein in ganz Deutschland bekanntes linkes Blatt.

Franz Mehring um 1910 mit seiner Frau Eva, die er 1884 geheiratet hatte. Über sieben Jahre nach Mehrings Tod wurden seine sterblichen Überreste am 11.6.1926 von Steglitz nach Friedrichsfelde überführt und bei Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht bestattet. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-17386

Er gab Schriften von Marx, Engels und Lassalle heraus und veröffentlichte noch 1918 eine Biographie über Karl Marx. Grundlegend waren seine Werke zur Geschichte des preußischen Staates und der deutschen Sozialdemokratie. Er lehrte fünf Jahre an der Berliner Parteischule der SPD, wie auch Rosa Luxemburg. Viele ihrer Ansichten teilte er und war ihr freundschaftlich verbunden. Mit ihr setzte er sich nach Kriegsausbruch entschieden von der Burgfriedenspolitik ab, gab 1915 die - sofort verbotene - Zeitschrift „Internationale" heraus und war bei der Konstituierung der Spartakusgruppe dabei. Stärker als Rosa Luxemburg verteidigte er die bolschewistische Revolution. An der Gründung der KPD, die er unterstützte, konnte er wegen Krankheit nicht teilnehmen. Von der Ermordung Liebknechts und Luxemburgs tief erschüttert, starb er schon bald darauf.


Die Parteischule der SPD in Berlin, 1910. Franz Mehring (3) lehrte dort von 1906 bis 1911, Rosa Luxemburg (7) von 1907 bis 1914. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-1858/79



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