Martin Kirschner (1842-1912)

Geboren im schlesischen Freiburg, ließ sich Martin Kirschner nach dem Jurastudium als Rechtsanwalt in Breslau nieder. 1881 für die Deutsche Fortschrittspartei in die Breslauer Stadtverordnetenversammlung gewählt, wurde er 1887 deren stellvertretender Vorsitzender. 1892 kam der Ruf nach Berlin: Maximilian v. Forckenbeck (1821-1892, Oberbürgermeister von Berlin 1878-1892), der Kirschner aus Breslau kannte, schlug ihn den Berliner Stadtverordneten für das Amt des zweiten Bürgermeisters vor, das Martin Kirschner nach seiner Wahl sechs Jahre inne hatte. Nach dem Rücktritt des Oberbürgermeisters Robert Zelle (1829-1901, Oberbürgermeister von Berlin 1892-1898) wurde Martin Kirschner am 23. Juni 1898 als Nachfolger in das Amt gewählt.

 

Die offizielle Bestätigung im Amt durch Wilhelm II. ließ jedoch 18 Monate auf sich warten. Diese Verzögerung war Ausdruck der Spannungen zwischen der Stadtverordnetenversammlung und dem Herrscherhaus. Sie resultierten aus dem Beschluss der Stadtverordneten, zum 50. Jahrestag der 1848er Revolution den Friedhof der Märzgefallenen in Friedrichshain zu sanieren; dies erregte beim Kaiser als Verherrlichung der Revolution Missfallen.

 

In die Amtszeit Martin Kirschners fallen u.a. die Einweihung der ersten Berliner U-Bahnstrecke (1902), die Einrichtung des öffentlichen motorisierten Busverkehrs (1905), die Anlage des Schillerparks (1909-13), die Bauten des Rudolf-Virchow-Krankenhauses und der Nervenheilanstalt in Buch. Ein Anliegen war ihm auch der Ausbau des städtischen Schul- und Armenwesens. Zudem setzte sich Kirschner für die Eingemeindung der umliegenden Städte und Dörfer zu einem Groß-Berlin ein. In seiner Amtszeit kam es jedoch nur zu einer Kompromisslösung in Form des Zweckverbands Groß-Berlin.

 

Nach zwölfjähriger Amtszeit erfolgte 1911 seine Wiederwahl zum Oberbürgermeister. Er trat jedoch aus gesundheitlichen Gründen schon 1912 zurück. Für seine Verdienste verlieh ihm die Stadt Berlin die Ehrenbürgerwürde.

 

Die Grabstelle ist auf Verfügung Martin Kirschners namentlich nicht gekennzeichnet. In dem Familiengrab sind auch seine zwei Schwiegersöhne, Richard Rive (1864-1947), langjähriger Oberbürgermeister von Halle (Saale), und Generalleutnant Otto Stobbe (1870-1941), beigesetzt.

Martin Kirschner an seinem Schreibtisch im Berliner Rathaus, um 1910.


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