Paula Thiede (Berlin 6.1.1870 - Buch b. Berlin 3.3.1919)

Einer Arbeiterfamilie entstammend, musste Paula Thiede frühzeitig ihren Lebensunterhalt als Hilfsarbeiterin in einer Berliner Druckerei verdienen. Als im März 1890 der „Verein der Arbeiterinnen an Buch- und Steindruck-Schnellpressen“ - eine der ersten gewerkschaftlichen Frauenorganisationen - gegründet wurde, schloss sich Paula Thiede der Organisation an. Am 4. März 1892 wurde sie erstmalig in den Vorstand gewählt.

 

Neben Emma Ihrer (1857-1911, ihr Grabmal befindet sich in der Gedenkstätte der Sozialisten), mit der sie auch freundschaftlich verbunden war, gehörte Paula Thiede zu den Vorkämpferinnen der deutschen proletarischen Frauenbewegung, mit deren Wirken die Anfänge gewerkschaftlicher Frauenarbeit eng verbunden sind. Unermüdlich trat Paula Thiede für die gewerkschaftliche Organisierung von Frauen ein, eine Bewegung, die in den 1890er Jahren starke Gegner hatte: der monarchistische Staat, der Frauen grundlegende bürgerliche Rechte verweigerte, und jene Arbeiter, die in Frauenerwerbsarbeit eine unerwünschte Konkurrenz sahen.

 

Als 1898 der Zusammenschluss der Organisation der männlichen und weiblichen Arbeiter zum „Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands“ erfolgte, wurde Paula Thiede zur Vorsitzenden gewählt. Der anfängliche Widerstand gegen eine Frau an der Spitze des gewerkschaftlichen Zentralverbands erstarb angesichts ihres großen organisatorischen Talents mehr und mehr.

 

Ihr intensives Engagement für den Verband beschrieb Paula Thiede auf dem Verbandstag in Halle 1905 mit den Worten: „Die Organisation ist ein Stück von mir selbst“. Den Vorsitz behielt sie - mit einer Unterbrechung 1901-02 - zwanzig Jahre bis zu ihrem frühen Tode. Im 1919 erschienenen Nachruf in der Gewerkschaftlichen Frauenzeitung stand zu lesen: „Trotz mancher Anfeindungen, die alle Pioniere der Arbeiteremanzipation erfahren haben, hat sie doch die Gewissheit mit ins Grab nehmen können, dass ihre Arbeit im Dienste der Arbeiterbewegung nicht bloß erfolgreich gewesen ist, sondern auch Anerkennung, ja Bewunderung erfahren hat bei Freunden und Gegnern.“

 

Seit dem 6. März 2007 ist in moderner künstlerischer Form eine Wiedergabe der einstigen Bronzeplakette mit dem Reliefproträt Paula Thiedes an den Grabstein zurückgekehrt. Die Herstellung geht auf eine Anregung des Förderkreises zurück. Ausgeführt wurde sie von der Berliner Künstlerin Erika Klagge im Auftrag der Gewerkschaft ver.di.

Die Gewerkschaftsvorsitzende Paula Thiede, ihr Grab in den zwanziger Jahren des 20. Jh. und die am 6. März 2007 enthüllte moderne künstlerische Adaption der verlorenen Bronzetafel


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