Inneres Rondell - Repräsentanten der DDR

Wilhelm Pieck

3.1.1876 Guben-7.9.1960 Berlin

 

Wilhelm Pieck war Sohn eines Kutschers und lernte Tischler. In seiner Zeit als Wanderbursche trat er in den Holzarbeiterverband und in die SPD ein. Er arbeitete in Bremen in seinem Beruf, bis er 1906 hauptamtlicher Sekretär der SPD wurde. Als Kriegsgegner schloss er sich der Gruppe „Internationale" an, wurde 1915 inhaftiert und anschließend zum Militär eingezogen. 1917 desertierte er. Er war Mitarbeiter Karl Liebknechts und wurde bei der Gründung der KPD in deren Zentrale gewählt. Im Januar 1919 wurde er zusammen mit Liebknecht und Rosa Luxemburg festgenommen, kam aber wieder frei. Pieck nahm unterschiedliche Abgeordnetenmandate wahr und war ab 1928 auch im Reichstag. In der KPD hatte er immer führende Funktionen inne.

Wilhelm Pieck 1946. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-20028

Die Stalinisierung der KPD trug er mit und gehörte ab 1931 dem Führungsgremium der Kommunistischen Internationale (Komintern) an. 1933 emigrierte er nach Paris und lebte ab 1935, inzwischen Vorsitzender der KPD, in der UdSSR. Als Vorsitzender war er in die stalinistischen Säuberungen verstrickt - auch wenn er einige seiner Genossen zu retten versuchte. Er setzte sich 1943 in der Sowjetunion für die Gründung des Nationalkomitees Freies Deutschland ein. Anfang Juli 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, sah er seine Aufgabe darin, über eine antifaschistisch-demokratische Umwälzung Deutschland auf den Weg zum Sozialismus zu führen.

Wilhelm Pieck besucht 1951 die Baustelle der Sporthalle an der Stalinallee (seit 1961 Karl-Marx-Allee), die in Vorbereitung auf die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin errichtet wurde. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-19841

Pieck wollte die sowjetische Zone, in der die Besatzungsmacht die KPD in eine Vormachtstellung gebracht hatte, zum Kern einer künftigen einheitlichen, von den Linkskräften dominierten deutschen Republik ausgestalten. Den Schlüssel hierzu sah er in der Schaffung einer Einheitspartei von KPD und SPD, die - auch gegen den Widerstand sich verweigernder Sozialdemokraten und unter Einsatz direkten Zwangs - vehement durchgesetzt wurde. Gemeinsam mit Otto Grotewohl übernahm Pieck den Vorsitz der SED, die sich nicht zuletzt unter seinem Einfluss schon bald zu einer Partei neuen Typus nach Stalins Vorgaben entwickelte und sich dogmatisch am sowjetischen Modell orientierte. Bei Gründung der DDR wurde Wilhelm Pieck ihr erster Präsident. Bereits in hohem Alter verlor er jedoch zunehmend an politischem Einfluss und starb - schwer krank - am 7. September 1960.

Otto Grotewohl

11.3.1894 Braunschweig-21.9.1964 Berlin

 

Otto Grotewohl, der aus einer armen Arbeiterfamilie stammte, war stets von einem starken Bildungshunger besessen. So engagierte sich der gelernte Buchdrucker zunächst in den Bildungseinrichtungen der SPD, in der er seit 1912 Mitglied war. Nach der Novemberrevolution in der USPD und 1922 wieder in der SPD, war er im Freistaat Braunschweig Mitglied des Landtags und bis 1924 zunächst Volksbildungsminister und später Minister für Inneres und Justiz. Er wurde Bezirksvorsitzender der SPD und errang 1925 ein Reichstagsmandat. In der NS-Zeit schlug er sich in Hamburg und Berlin mit verschiedenen Tätigkeiten durch und hielt Kontakt zu sozialdemokratischen Gesinnungsgenossen. Dies trug ihm mehrfach Gestapohaft ein.

Otto Grotewohl 1946. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-837/77

Ab 1945 baute Grotewohl die SPD in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) mit auf und hoffte auf die Wiedervereinigung der Arbeiterbewegung. Ohne Erfolg versuchte er, die SPD in den Westzonen ebenfalls dafür zu gewinnen. In den Verhandlungen mit der KPD konnte er seine ursprünglichen Vorstellungen nur begrenzt durchsetzen. Von der sowjetischen Besatzungsmacht bedrängt, von der KPD unter Druck gesetzt, von einheitswilligen Sozialdemokraten jedoch ermuntert, willigte er - trotz ablehnender Haltung vieler Genossen - schließlich in die Gründung der SED ein. Im Osten war eine von Berliner Parteifunktionären geforderte Urabstimmung untersagt worden, in den Westsektoren Berlins zeigte sie jedoch, dass 82% der SPD-Mitglieder die sofortige Fusion ablehnten. Als Folge des von ihnen abgelehnten Zusammenschlusses verließen viele Sozialdemokraten die Sowjetische Besatzungszone.

 

Grotewohl wurde gemeinsam mit Wilhelm Pieck Vorsitzender der SED. Von da an verteidigte er nicht nur entschieden die Vereinigung, sondern lieh auch der Stalinisierung der Partei seine Autorität. 1949 wurde Grotewohl zum Ministerpräsidenten der DDR berufen und trug mit grundlegenden Gesetzeswerken zu deren Ausgestaltung bei. Grotewohls Einfluss war insofern begrenzt, als die wichtigsten Schalthebel der Macht in den Händen des Generalsekretärs der SED Walter Ulbricht lagen. Selbst die Staats- und Parteikrise um den 17. Juni 1953 nutzte Grotewohl nicht, um das politische Gewicht des Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden und damit seinen eigenen Einfluss spürbar zu erhöhen. 1960 schwer erkrankt war er an der Staatsführung nicht mehr unmittelbar beteiligt und starb am 21. September 1964.

Otto Grotewohl bei der Schlussansprache auf dem V. Parteitag der SED 1958 in Berlin. Hinter ihm Walter Ulbricht. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-18148

Walter Ulbricht

30.6.1893 Leipzig – 1.8.1973 Berlin

 

Walter Ulbrichts Vater war Schneider und SPD-Funktionär. Der Sohn engagierte sich früh in der sozialistischen Arbeiterjugend, lernte Tischler und wurde 1912 SPD-Mitglied. Er trat der USPD bei und beteiligte sich 1918 an den revolutionären Ereignissen in Leipzig. 1920 wurde er Mitglied der KPD, mit der er schon vorher sympathisiert hatte und für die er ab 1921 hauptamtlicher Funktionär war. In verschiedenen Positionen war sein Organisationstalent gefragt. 1927 Mitglied des ZK und 1929 Mitglied des Politbüros, verfocht er als Anhänger Stalins die „Bolschewisierung" der KPD und den auf „Sowjetdeutschland" gerichteten Kurs der Partei unter Thälmann. 1928 wurde er Mitglied des Reichstags. 1933 ging er ins Exil nach Paris, Prag und später Moskau. Er wurde einer der einflussreichsten KPD-Führer und überstand Schauprozesse und Säuberungen, denen zahlreiche führende KPD-Funktionäre und andere Emigranten in der UdSSR zum Opfer fielen.

 

Ende April 1945 kehrte Ulbricht als Leiter einer Initiativgruppe der KPD nach Berlin zurück, wo er energisch den Neuaufbau der Partei, die Umsetzung des zunächst auf eine antifaschistisch-demokratische Umwälzung orientierten Nachkriegskonzepts der KPD und die Gründung der kommunistisch dominierten Einheitspartei von KPD und SPD betrieb. Im Zuge der Umbildung der SED zur Partei neuen Typus stalinistischer Prägung stieg er als Generalsekretär (später Erster Sekretär) und Stellvertretender Ministerpräsident der DDR zum Politiker mit der größten Machtfülle auf. Mit Rückhalt aus Moskau vermochte er die sich am 17. Juni 1953 entladende Krise wie die durch Chruschtschows Stalinkritik 1956 eintretenden Erschütterungen zu überstehen und seine Widersacher rigoros auszuschalten. Die von Ulbricht forcierte Abriegelung der DDR und der Mauerbau 1961 festigten seine Position.

Walter Ulbricht besucht mit seiner Frau Lotte die Leipziger Frühjahrsmesse 1966. Hinter Lotte Ulbricht (etwas verdeckt) Erich Honecker. Bildarchiv SAPMO-BArch Y10-627/00


Als er jedoch Ende der 60er Jahre versuchte, eine von der Sowjetunion unabhängigere Wirtschafts- und Deutschlandpolitik zu betreiben, verlor er Leonid Breshnews Unterstützung. Die KPdSU gab 1971 grünes Licht für Ulbrichts Ablösung als Erster Sekretär des ZK der SED durch Erich Honecker. Er starb während der Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin (Ost) am 1. August 1973.



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