Kolumbarium Vohsen / von den Steinen

Das auf dem Hügel stehende Kolumbarium der Familien Vohsen / von den Steinen diente der Aufbewahrung von Aschenurnen und besitzt deswegen keine unterirdische Gruft. Das ca. 10 m hohe Bauwerk ist zweischalig aus Naturstein errichtet: der einfach gestaltete Innenraum ist mit Elbsandstein verkleidet, die äußere Hülle besteht aus schlesischem Sandstein. Den strengen geschlossenen Baukörper des Kolumbariums verziert ein sparsamer plastischer Schmuck: ein Dreiecksgiebel über dem Eingang und ein umlaufender Fries im Gesims mit Blüten- und Tierschädelformen. Das Kolumbarium untersteht heute der Friedhofsverwaltung und wird nicht mehr als Urnenstätte genutzt.

 

In der um 1912 erbauten Grabstätte ruhten neben ihren Familienangehörigen der Konsul und Verleger Ernst Vohsen (1853-1919) sowie der Mediziner, Forschungsreisende und Ethnologe Karl von den Steinen (1855-1929).

 

Der berufliche Werdegang führte Ernst Vohsen 1876 nach Afrika, wo er in Sierra Leone für eine französische Gesellschaft arbeitete. Durch kaiserliches Dekret wurde Ernst Vohsen 1881 zum ersten deutschen Konsul in der damals englischen Kolonie Sierra Leone ernannt. 1887 erhielt er einen Direktorensitz in der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft und reiste in dieser Funktion 1890 nach Sansibar. Seine koloniale Tätigkeit in Afrika beendete Ernst Vohsen 1891 und übernahm in Berlin die geographische Verlagsbuchhandlung Dietrich Reimer, die er bis zu seinem Tode führte.

 

Der Mediziner Karl von den Steinen entdeckte auf einer Weltreise 1879-81 sein Interesse für die Ethnologie. 1882-83 nahm er an einer staatlich organisierten Südpolarexpedition teil. Nachdem er 1884 eine recht abenteuerliche Entdeckungsreise auf dem Rio Xingú, einem südlichen Zufluss des Amazonas, unternommen hatte, kehrte er dorthin 1887 zurück, um die bis dahin unbekannten Indianer zu erforschen. 1897-98 unternahm er im Auftrag des Berliner Völkerkundemuseums eine Reise zu den in der Südsee gelegenen Marquesas-Inseln. Seine zahlreichen Veröffentlichungen trugen erheblich zur Popularisierung der Völkerkunde in Deutschland bei.

Karl von den Steinen, Atelieraufnahme 1883. Rechts Ernst Vohsen in Konsularuniform, Atelieraufnahme nach 1881.


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